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70 Jahre Frieden – Zu lang für die Deutschen?

„Der Titel ist Provokation und die ist gewollt“

Der stellvertretende Landesvorsitzende der ÖDP NRW Martin Schauerte hat sich zur augenblicklichen Situation im Umgang mit den Flüchtlingen in Deutschland seine Gedanken gemacht. Der Kreisverband Höxter veröffentlicht diesen Text hier mit Mitteilungsblatt:

„In einer Zeit in der die Rechten erstarken, Anschläge auf Flüchtlingsheime sich häufen und in Social Media‘s die Hasskommentare zunehmen. In einer Zeit, in der Mitleid und Menschlichkeit zu Fremdwörtern werden.
Und da frage ich mich, wie kann das sein, wo liegt die Begründung?
Meine Theorie ist, dass es uns schon zulange zu gut geht. Vergessen sind die schmerzhaften Kriegszeiten und die Entbehrungen danach.
Immer weniger Zeitzeugen, die den jüngeren Generationen schildern, wie schlimm es damals war. Ich kenne zum Glück noch Geschichten von meinen Großeltern oder anderen alten Leuten. Die Geschichte von dem russischen Zwangsarbeiter, der meinem Großvater unter Tage das Leben gerettet hat, und dem er immer, unter Gefahr für sich selbst, Essen zugesteckt hat. Die Geschichte von dem Vater eines Freundes, der in russischer Kriegsgefangenschaft war und niemals darüber sprechen konnte.
Der Onkel, der immer dem Alkohol zugesprochen hat, nachdem er im Krieg als junger Mann, den Arm verloren hat.
Oder die Schilderungen von Verwandten, wie Menschen aus der Nachbarschaft Bunker aufsuchen wollten und von Tieffliegern beschossen wurden. Ich habe mit 15 Jahren schon Filme von Aufräumarbeiten in KZ’s gesehen, die im Reichstag gezeigt wurden. Von den KZ‘s, die heute von Nazis als Propaganda bezeichnet werden. Und ich habe mich viel mit dieser Zeit beschäftigt und darüber gelesen. Aber auch meine Generation, die eigentlich noch diese Geschichten kennen sollte, verhält sich teilweise genau so empathielos.
Meine Eltern waren einfache Leute, so dass ich hier nicht berichte als Jemand, der hochwohlgeboren daher kommt. Der Vater Bauarbeiter, die Mutter Hausfrau und das Geld war immer knapp.
Aber niemals wurde ein schlechtes Wort über die neuen Gastarbeiter, die Anfang der 70er kamen, geredet. Nein, es war selbstverständlich, dass wir Kinder miteinander spielten. Mir wurde Mitgefühl, Menschlichkeit und Toleranz von meinen Eltern mitgegeben, wofür ich ihnen immer dankbar sein werde.
Und wieder frage ich mich, was ist mit den Menschen, die nach rechts abdriften und das Unheil wählen wollen? Habt ihr alles vergessen?
Müsst ihr selbst erst einen Krieg mitmachen, um das Elend zu verstehen und eure Menschlichkeit wieder zu erlangen?

Soweit die Gedanken unseres stellv. Landesvorsitzenden. In Bad Driburg sind wir weitgehend von der oben genannten Empathielosigkeit verschont geblieben. Hier in unserer Stadt gibt es Menschen, die bis an die Grenzen ihrer Kräfte gehen, um Flüchtlingen zu helfen. Die Willkommenskultur in unserer Stadt ist gut. Darauf dürfen wir stolz sein.“

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