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Was haben AFD und christliche Tradition gemeinsam? Nichts

Die Fraktionsvorsitzende der ÖDP-Fraktion im Rat der Stadt Bad Driburg Petra Flemming-Schmidt wendet sich mit einem offenen Brief an Frau Annette Rahnenführer, AfD Stadtverband Bad Driburg. Frau Rahnenführer vertritt in ihrer Kandidaten-Vorstellung zur Kommunalwahl im September die Ansicht, die AfD verteidigt unsere christliche Tradition, Werte, Kultur und Liebe zum Heimatland. So etwas darf nicht unwidersprochen bleiben:


Petra Flemming-Schmidt – Weiße Mauer 6b – 33014 Bad Driburg flemming-schmidt@gmx.de

Offener Brief an Frau Annette Rahnenführer – Vorstand AfD-Stadtverband Bad Driburg annetterahnenfuehrer@afd-hoexter.de

Werte Frau Rahnenführer,

in Ihrem Anschreiben an die Bad Driburger Bürgerschaft zur Kommunalwahl NRW 2020 beginnen Sie mit dem Satz: „Hier in unserer Kleinstadt ist die Welt noch (größtenteils) in Ordnung und das soll auch so bleiben“. Diesen Satz kann ich voll und ganz unterstreichen. Weiter heißt es: „Aber haben Sie keine Bedenken für die Zukunft, wenn Sie in unser Land schauen?“ Ja, Frau Rahnenführer, diese Bedenken habe ich, gerade wenn ich sehe, wie unsere Umwelt leidet durch den vernachlässigten Klimaschutz, wenn ich auf die vermehrt auftretenden sozialen Ungerechtigkeiten schaue und ganz betroffen bin ich über den heute offen gezeigten Rassismus, gerade hier in Deutschland. Sie vermissen die Akzeptanz, wenn die Bedenken nicht der öffentlich respektierten Meinung entsprechen? Damit können Sie lediglich Ihre eigenen Bedenken gemeint haben und diese führen Sie im weiteren Verlauf Ihres Schreibens deutlich aus. Sie sprechen von einem „Kessel Buntes“, der zu einer indifferent braunen Masse führt. In einem bunten Kessel kann ich keine braune Masse erkennen. Die braune Masse sehe ich im Hinblick auf unsere deutsche Vergangenheit im nationalsozialistischen Geschehen. Die sehe ich eher, wenn ich mir maßgebliche Parteifunktionäre der AfD anschaue, die mit teils hasserfüllten und herabwürdigenden Kommentaren versuchen, Menschen zu diskreditieren.

Erklären Sie mir, was an Vielfalt, kultureller Vermischung und Toleranz falsch sein soll. Was genau verstehen Sie unter Kultur? Woher beziehen Sie Ihre „wissenschaftlichen- und Erfahrungswerte“? Wir leben in einer Welt, wir glauben – Sie und ich als bekennende Christinnen - an Gott. Ich glaube an den liebenden, an den barmherzigen Gott. „Vor Gott sind alle Menschen gleich“, Jakobus 2, 1-13 – diese Aussage trifft doch auch für Sie, die Sie in der Gemeinde St. Peter und Paul als praktizierende Christin tätig sind, zu. Oder etwa nicht?
Wo genau sehen Sie den wachsenden politischen Einfluss des Islams hier in Deutschland und hier in Bad Driburg? Wie wenig Sie über den Islam wissen und verallgemeinern, zeigt sich in Ihrer Aussage, er hätte ein diktatorisches, lebensfeindliches Menschen/Gottesbild. Sprechen Sie mit unseren muslimischen Mitbürger*innen, tauschen Sie sich aus, machen Sie sich schlau. Es werden Ihnen Menschen begegnen, die genau wie Sie und ich – von Gott gewollt sind und die hier in Deutschland, in Bad Driburg, friedvoll miteinander leben wollen.

Nein, die AfD verteidigt die christliche Tradition nicht. Sie tritt all das, wofür Christen Tag für Tag einstehen sollten, mit Füßen. Und diese Partei, deren „Wortführer“ wie Gauland, Weidel und Höcke eine Sprache gebrauchen, die nicht weit entfernt ist vom völkischen „Sprech“ der dunklen Vergangenheit Deutschlands, verteidigen Sie nicht nur, nein Sie stellen sich in Bad Driburg für diese Partei ganz nach vorn und werben im Namen der AfD für Rechtsstaat, Freiheit und Demokratie. Wohin dies ab 1933 mit der NSDAP geführt hat, wissen wir ja nun alle (oder sollten es zumindest). Auch die NSDAP wurde demokratisch gewählt, um direkt nach der Machtergreifung Deutschland in eine gräßliche Diktatur zu wandeln. Mit Auswirkungen, die unsagbares Leid über Millionen von Menschen gebracht haben. Das soll uns allen Warnung genug sein. Wenn Menschen im Mittelmeer ertrinken, an den außereuropäischen Grenzen in katastrophalen Lagern unsäglich leiden sollten wir als Christ*innen nichts aber auch rein gar nichts unversucht lassen, diesen Menschen aus ihrer Notlage zu helfen. Ja, Frau Rahnenführer, da versagen wir hier in Europa, in Deutschland tagtäglich.

Frau Rahnenführer, ich differenziere sehr genau. Das erwarte ich allerdings auch von Ihnen. Mein Christsein beschränkt sich nicht auf meine Nationalität. Ich kann Sie nur inständig bitten, sagen Sie sich los von einer Partei, für die menschenverachtende Parolen auf der Tagesordnung stehen, für die menschliche Vielfalt ein Fremdwort ist, für die Nationalität und nicht der Mensch im Vordergrund steht –

eine Partei, für die christliches Miteinander ein Fremdwort ist.

In diesem Sinn verbleibe ich –

Petra Flemming-Schmidt