Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Mit Karl-Heinz Rieckmann und Bernd Bartsch verliert der ÖDP-Kreisverband Höxter/Lippe zwei verdiente Gründungsmitglieder

Welcher politisch interessierte Bürger unserer Stadt kannte sie nicht, Karl-Heinz Rieckmann und Bernd Bartsch? Sie waren von Anfang an dabei, als die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) im Jahre 1989 zum ersten Mal zur Kommunalwahl angetreten ist. Karl-Heinz Rieckmann lenkte unsere Aufmerksamkeit auf den großen ökologischen Vordenker Herbert Gruhl, der mit seinem Bestseller ‚Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik’ (1975) einer der Gründer der ökologischen Bewegung, der Grünen Aktion Zukunft (GAZ), in der noch jungen Bundesrepublik war. Herbert Gruhl sah allerdings bald für seine politischen Vorstellungen bei den Grünen, die aus dieser Bewegung entstanden waren, keine Zukunft und gründet deshalb die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP). Gruhl war vor allem ein vehementer Kritiker des wirtschaftlichen Wachstums. Auf einem Planeten mit begrenzten natürlichen Ressourcen sei Wirtschaftswachstum auf Dauer unmöglich und werde in die Katastrophe führen. Diese Diskussion zu den Grenzen des Wachstums wird heute leider nicht mehr geführt. Im Gegenteil! Dass die Wirtschaft und der Wohlstand ständig wachsen müssen, und zwar möglichst stark, ist heute das einstimmige Credo aller Parteien im Bundestag. Gruhl wollte die Menschen durch seine Bücher und seine politischen Aktivitäten zu der Einsicht bringen, dass sie ihren verschwenderischen Lebensstil ändern müssten, um das Leben ihrer Kinder und Kindeskinder auf unserem Planeten zu sichern. In seinem Buch ‚Das irdische Gleichgewicht. Ökologie unseres Daseins’ (1982) nennt er diese Einstellung ökologische Ethik. Für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen: gesunder Ackerboden, sauberes Wasser und reine Luft setzte er sich mit aller Kraft ein.

Genau diese Überzeugung hat alle Mitglieder des ÖDP-Kreisverbandes immer wieder beseelt und motiviert. Der Kampf gegen die Müllverbrennungsanlage in Herste - wer weiß das heute noch - wurde maßgeblich von der ÖDP geführt. Bernd Bartsch, Ingenieur im Bereich Elektrotechnik an der Universität Paderborn, konnte hier sein umfangreiches Fachwissen einbringen. Aber nicht nur Worte, sondern auch Taten prägten die Aktivitäten der ÖDP. Ein alternatives Müllentsorgungskonzept musste her: nicht Müllverbrennung, sondern Mülltrennung und stoffliches Recycling waren die Lösung. Bei den Kunststoffen hat es die ÖDP mit Bernd Bartsch an der Spitze vorgemacht: Plastikverpackungen wurden gesammelt, gesäubert, sortenrein getrennt und auf eigene Kosten zu Recyclingunternehmen in der Nähe transportiert.

Karl-Keinz Rieckmann und Bernd Bartsch waren beide passionierte Radfahrer, aber nicht nur am Wochenende, sondern im Alltag. Das Fahrrad als ideales innerstädtisches Fortbewegungsmittel, um überflüssigen Autoverkehr zu vermeiden! Politisch heißt das, sich für mehr Radwege einzusetzen, was natürlich beide immer wieder mit Nachdruck taten. Wer hat Karl-Heinz Rieckmann nicht erlebt, wie er auf dem Fahrrad täglich nach Reelsen unterwegs war. Dort war er Grundschullehrer und später zog es ihn dorthin zu seinem großen Gartengrundstück. Mit Hühnern, Schafen, Bienen, Obstbäumen und einem Gemüsegarten hat er uns das vorgelebt, was der große norwegische Schriftsteller Knut Hamsun in seinem weltberühmten Buch ‚Segen der Erde‘ beschrieben hat. Dies war eines der Lieblingsbücher des belesenen ÖDP-Mitglieds Karl-Heinz Rieckmann.

Für die Bad Driburger ÖDP und sicher auch für gesamte Bürgerschaft waren beide eine große Bereicherung. Mit ihrer stets freundlichen, verständnisvollen und hilfsbereiten Art pflegten sie einen Politikstil, der heute zunehmend in Vergessenheit gerät. Uneigennützig und frei von eigenen Interessen fühlten sie sich immer dem Gemeinwohl und dem Dienst an den Mitmenschen verpflichtet. Bernd Bartsch, der Orchideenliebhaber, fand nach dem Ende seiner Berufstätigkeit und nach 25 Jahren als Stadtverordneter im Rat der Stadt Bad Driburg eine neue Aufgabe als Naturführer in seiner geliebten Heimat. Und Karl-Heinz Rieckmann zeigte bis zuletzt ein großes Engagement für Flüchtlinge und Asylbewerber.

Wir trauern um sie und werden uns mit Dankbarkeit immer an sie erinnern.


Wolfgang Seemann  -  2. Vorsitzender des ÖDP-Kreisverbandes Höxter/Lippe

Zurück