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Verwunschene Orte in Bad Driburg (eine ÖDP-Serie)

1. Das Clemens-Heim

Es war einmal ein repräsentatives Gebäude, gelegen am nördlichen Rande von Bad Driburg, das nach 1928 zu den Hochburgen der deutschen Bildungslandschaft zählte.

Der Driburger Priester Bernhard Zimmermann hatte als Erster die Idee ein Seminar zu gründen, in dem Männer das Abitur nachholen konnten, um dann als Spätberufene zum Priester zu werden. 1922 gründete er ein deutschlandweit erstes Seminar des zweiten Bildungswegs in Warstein. Nach dem Erwerb eines geeigneten Grundstücks wurde es nach Bad Driburg verlegt und unter dem Patronat des Hl. Clemens Maria Hofbauer als Clementinum oder Clemensheim bekannt.

Nach dem 2. Weltkrieg, am 11. September 1946, wurde dort sogar von führenden Wissenschaftlern die Max-Planck-Gesellschaft ins Leben gerufen.

Etwa zur gleichen Zeit konnte im Clementinum auch der Lehrbetrieb wieder aufgenommen werden. Bis im Jahr 1997 das Seminar wegen zu geringer Studentenzahl geschlossen wurde, machten dort etwa 2000 Studierende ihr Abitur, von denen 900 auch den Priesterberuf ergriffen.

Nach einer vorübergehenden Nutzung als Jugendbildungsstätte des Kolpingwerks sind seit einigen Jahren asylsuchende Flüchtlinge im Clemensheim untergebracht.  Das Land Nordrhein-Westfalen wird wegen der zunehmenden Flüchtlingszahlen das Clemensheim ausbauen, so dass künftig mehr Flüchtlinge dort vorübergehend eine menschenwürdige Unterkunft finden. Gleichzeitig sorgt das Land für die Erhaltung der historischen Bausubstanz.

Die Flüchtlinge bleiben im Clemensheim normalerweise für kurze Dauer bis die Bezirksregierung sie einer Kommune zuweist.

Soweit die Fakten zum „verwunschenen Ort“ dieser Folge und seiner bisherigen Entwicklung.

Aber was ist daran „verwunschen“?

Vielleicht, dass manche Kreise der Driburger Bürgerschaft diesen Ort verwünschen?

Jedenfalls ist teils heftige Kritik gegen den Ausbau und seine Kosten geäußert worden. Sogar von „integrationspolitischer Überforderung“ munkelte man!

Es könnte glatt der Eindruck entstehen, als würde hier Geld der Gemeinde verschleudert und dazu der Stadt Bad Driburg vom Land eine nicht zu bewältigende Integration von etwa 500 Asylsuchenden zugemutet, die dort untergebracht werden können.

Doch was ist dran an diesem Gemunkel?

Zunächst einmal stimmt, dass nach dem Ausbau mehr Flüchtlinge im Clemensheim untergebracht werden können. Es handelt sich um menschenwürdige Unterkünfte und keine Notunterkünfte wie etwa Sporthallen, in denen die Flüchtlinge zusammengepfercht würden.

Andererseits sorgt die Gegenwart einer solchen Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) auf dem Boden der Stadt Bad Driburg dafür, dass unserer Stadt eine geringere Quote von Flüchtlingen zugewiesen wird als anderen Gemeinden.

Da eine echte Integration keine Angelegenheit von wenigen Monaten ist, stimmt einfach nicht, dass unsere Gemeinde „integrationspolitisch überfordert“ wird. Das Gegenteil ist wahr: da die Zahl der längerfristig unterzubringenden und zu integrierenden Flüchtlinge prozentual geringer ist als in anderen Gemeinden wird die Integrationsleistung der Driburger eher weniger in Anspruch genommen, als dies anderswo der Fall ist.

Die ÖDP Bad Driburg begrüßt, dass mit Hilfe der ZUE Flüchtlingen eine menschenwürdige Unterkunft zur Verfügung steht und dort durch viele, z.T. ehrenamtliche Initiativen erste Orientierung, z.B. durch Sprachkurse, geboten wird. Das Kolpingwerk als Betreiber koordiniert diese insgesamt hervorragende Arbeit.

Die ÖDP wünscht sich, dass es der Bürgerschaft gelingen möge, diejenigen Menschen, die unter oft untragbaren Bedingungen in ihrem Heimatland lebten und unter schweren persönlichen Opfern ihre Heimat verlassen mussten, zu helfen, sich bei uns zurechtzufinden und hier in Sicherheit zu leben, so dass auch sie ihren Beitrag zur Stabilität unseres Gemeinwesens leisten können.

- Martin Blumenthal -

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